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by Pauline

Die wichtigsten Siegel für nachhaltige Möbel

Siegel für Nachhaltigkeit

Umweltschonend, langlebig, schadstofffrei, sozial gerecht – es gibt viele Eigenschaften, die nachhaltig produzierte Möbel ausmachen. Die Orientierung an Gütesiegeln und Labeln kann für den Verbraucher eine große Hilfe sein. Wir zeigen, worauf man bei Labeln achten muss und welche die gängigsten Siegel für Möbel sind.

Woran man nachhaltige Möbel erkennt, haben wir in einem separaten Blogartikel bereits für Sie aufgeführt. Für Verbraucher ist es dennoch schwierig, die verschiedenen Kriterien anzuwenden, wenn das Möbelstück im Kaufhaus erstmal vor ihnen steht.

Kein Wunder, denn in vielen Fällen ist gar nicht ausgewiesen, wo Sessel, Tisch oder Bett hergestellt wurden, woher das Holz stammt, ob dieses aus umweltschonender Forstwirtschaft stammt und alle am Produkt beteiligten Mitarbeiter fair entlohnt und behandelt wurden. Hier helfen oft nur die eigene Recherche und das gezielte Nachfragen beim Händler oder Hersteller.

Eine andere, weit weniger aufwendige Option ist die Orientierung an Gütesiegeln, denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Zertifizierungen und Siegeln für Möbel. Dies macht die Suche nach nachhaltig hergestellten Möbeln für den Verbraucher einfacher.

Worauf muss ich bei Gütesiegeln achten?

Wenn man beim Möbelkauf auf Siegel achtet, sollte man sich vor allem an die gängigen, seriösen und offiziell geprüften Siegel halten. Natürlich kann jeder Betrieb oder Möbelverband ein eigenes Logo für Nachhaltigkeit erfinden. Die Aussagekraft eines solchen Siegels geht dann gegen Null, sofern die Kriterien und deren Einhaltung von keiner unabhängigen Partei geprüft werden.

Es lohnt sich daher, die offiziellen Siegel zu kennen. Die Einhaltung der Kriterien wird bei den Herstellern und Händlern von unabhängigen Prüfinstituten in regelmäßigen Abständen geprüft. Oft verfolgen die Prüfinstitute sogar den Verlauf der zertifizierten Warenmengen entlang der gesamten Lieferkette, damit eine Beimischung von nicht zertifizierter Ware ausgeschlossen ist.

Relevante Siegel und Label für Möbel

Zugegeben: Auch im Reich der Möbel herrscht keine einheitliche Siegelklarheit. Es gibt nicht „das eine Siegel“, das für Nachhaltigkeit steht. Vielmehr findet man eine Siegellandschaft vor: Unterschiedliche Gütezeichen, die für unterschiedliche Nachhaltigkeitskriterien stehen. Einige stehen klar für ein Kriterium, andere vereinen und prüfen gleich mehrere Bereiche. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn solche Spezialisierungen gewährleisten auch die Qualität dieser Standards. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Siegel für Möbel und deren Bestandteile vor.

Siegel, Label und Standards für Möbel

Blauer Engel

Der Blaue Engel ist ein anerkanntes und verbreitetes Umweltzeichen der Bundesregierung mit hohen ökologischen Ansprüchen. Es kennzeichnet Produkte und Dienstleistungen, die im Vergleich zu anderen, konventionellen Produkten, umweltfreundlicher und gesundheitlich unbedenklich sind. So gelten strenge Anforderungen an den gesamten Lebenszyklus eines Produktes – vom Einsatz der Rohstoffe und den Herstellungsprozess über die Nutzungszeit bis hin zur Entsorgung.

Auch Möbel und Lattenroste aus Holz oder Holzwerkstoffen (z.B. Spanplatten oder Furnierplatten) sowie Polstermöbel können mit dem Blauen Engel-Siegel ausgewiesen sein. Für diese gilt beispielsweise, dass mindestens 50 % des Holzanteils aus FSC®- oder PEFC- zertifizierter Waldwirtschaft stammt. Für Schadstoffe gelten strenge Grenzwerte und der Einsatz von besonders gesundheitsschädlichen Stoffen ist gänzlich verboten. Die Schadstoffregelungen gelten für fast alle Komponenten der Möbel – von Klebstoffen über Mittel zur Oberflächenbehandlung bis hin zu Polsterstoffen sowie Textilien und Leder. Für Leder wird darüber hinaus zum Teil ein Herkunftsnachweis gefordert. Weiter müssen für Verschleißteile wie Scharniere mindestens 5 Jahre lang Ersatzteile zur Verfügung stehen.

Die Einhaltung der Anforderungen wird für jedes Möbelstück, welches das Blaue-Engel- Siegel erhalten soll, von der unabhängigen Vergabestelle RAL gGmbH kontrolliert und durch unabhängige Prüfinstitute geprüft. Eine erfolgte Zertifizierung ist dann bis zur nächsten Aktualisierung des jeweiligen Standards gültig. Diese erfolgt im Durchschnitt alle 3-4 Jahre. Kritisch anzumerken ist, dass nach erfolgter Zertifizierung keine weiteren Kontrollen zur Einhaltung der Anforderungen mehr stattfinden. Lediglich bei Verdacht auf Missbrauch wird eingegriffen und geprüft.

Wichtig zu wissen ist, dass eine Zertifizierung von ganzen Möbeln mit dem Blauen Engel gerade für kleine Werkstätten viel zu aufwendig und kostspielig ist. Viele Hersteller greifen daher bei ihrer Produktion zumindest auf mit dem Blauen Engel zertifizierte Vorprodukte zurück. Denn der Blaue Engel wird für viele verschiedene Produktkategorien vergeben, so z.B. auch für einzelne Möbel-Vorprodukte wie Massivholzplatten, Spanplatten, OSB-Platten oder auch Klebstoffe oder Oberflächenbehandlungen für Holz. Es lohnt sich daher, hier zu recherchieren oder bei Händlern und Herstellern nachzufragen.

Goldenes M

Das Goldene M ist ein deutsches Gütezeichen für Möbel und steht für geprüfte Qualität, Sicherheit und Gesundheit. Geprüft wird vor allem in den Bereichen Haltbarkeit, Stabilität, Fertigungsqualität sowie Umwelt- und Emissionsstandards. Das Siegel ist bekannt für seine strengen Anforderungen und wird auch vom Umweltbundesamt empfohlen.

So dürfen Tisch, Bett und Co. keine scharfen Kanten oder spitzen Gegenstände, wie herausstehende Nägel, aufweisen und müssen robust und langlebig verarbeitet sein. Hinzu kommen gesundheitsrelevante Kriterien. Gesundheitsschädliche Stoffe wie beispielsweise Alkane, Ester, Terpene, Kohlenwasserstoffe und Ketone dürfen die vorgegebenen Grenzwerte nicht überschreiten.

Wichtig zu wissen ist, dass sich das Goldene M hauptsächlich auf Qualität und Schadstofffreiheit fokussiert. Weitere Nachhaltigkeitsthemen wie faire Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten oder Vorgaben zur Verwendung von ökologischen und nachhaltigen Materialien werden nicht gegeben. Zudem ist der Goldene M-Prüfstandard, in dem alle Kriterien, Grenzwerte und Ansprüche detailliert aufgeschlüsselt sind, für den Verbraucher nicht frei zugänglich, sondern muss für einen hohen Preis gekauft werden.

Dennoch ist das Goldene M bezüglich der Kriterien, die es abdeckt, ein glaubwürdiges und sehr anerkanntes Siegel. Träger des Gütezeichens ist das RAL (Deutsches Institut für Gütesicherung e. V.), eine unabhängige Institution, die als Dachverband für alle eingetragenen RAL- Gütezeichen zuständig ist.

ÖkoControl

Das ÖkoControl-Siegel enthält strenge Herstellungskriterien für u.a. Massivholzmöbel und Polstermöbel. Die mit ÖkoControl ausgewiesenen Möbel sind (mit Ausnahme von Metallbeschlägen und -gestellen) aus nachwachsenden Rohstoffen und massivem Holz gefertigt und erlauben synthetische Stoffe nur, wenn es keine Alternative gibt.

Die Fertigung von ÖkoControl-zertifizierten Möbeln findet ausschließlich in Deutschland und Österreich statt. Die verwendeten Hölzer stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft, zumeist aus Europa. Dabei werden zertifizierte Hölzer nach dem FSC®- oder Naturland-Standard bevorzugt. Die Oberflächenbehandlung findet mit Lasuren, Naturharzölen und Wachsen auf natürlicher Basis statt und bei Polstermöbeln müssen Kleber auf ein Minimum reduziert werden.

Verwendete Textilien bestehen zum Großteil aus Naturfasern, wobei Bio-Bezugsstoffe mit Fasern aus kontrolliert biologischem Anbau bzw. kontrolliert biologischer Tierhaltung bevorzugt werden – sofern diese verfügbar sind. Synthetische Fasern müssen auf ein Minimum reduziert werden. Zudem gelten strenge Grenzwerte für Schadstoffe und ein teilweise kompletter Ausschluss besonders schädlicher Chemikalien, Kleber und Materialien. Die Hersteller müssen alle verwendeten Inhaltsstoffe des Möbelstücks offenlegen.

Das ÖkoControl-Siegel ist ein Siegel des Europäischen Verbandes ökologischer Einrichtungshäuser e.V. (EVöE), einem Zusammenschluss von rund 50 ökologisch engagierten Möbelhändlern. Die Vergabe des ÖkoControl-Siegels wird durch die Tochtergesellschaft des EVöE, der „Gesellschaft für Qualitätsstandards ökologischer Einrichtungshäuser, durchgeführt. Die Einhaltung von beispielsweise chemischen Anforderungen wird durch unabhängige Labore geprüft.

Siegel für Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft

FSC® (Forest Stewardship Council)

Das FSC®-Siegel ist ein weltweit einheitliches Siegel für Holzprodukte und Papier. Es garantiert, dass das verwendete Holz aus einer umweltgerechten und sozial förderlichen Waldbewirtschaftung stammt.

Die Entnahme von Holz aus dem Wald muss nach strengen Kriterien umweltschonend verlaufen und darf die Artenvielfalt und ökologischen Prozesse des Waldes nicht hindern. Dies wird zum Beispiel durch den besonderen Schutz gefährdeter Waldgebiete und die Einbehaltung von mindestens 10 % naturbelassenen Waldbeständen sowie von Biotop-und Totholzanteilen erreicht. Es werden natürlich vorkommende Mischwaldbestände angestrebt, in denen nicht-heimische Baumarten nur vereinzelt zu nicht mehr als 20 % hinzugefügt werden dürfen. Der Einsatz von Pestiziden ist ausgeschlossen und nur nach behördlicher Anordnung erlaubt. Der Forstbetrieb muss eine qualifizierte Planung und Dokumentation des Forstbetriebes und geschultes Personal vorweisen.

Neben ökologischen Kriterien sind auch soziale Aspekte auf mehreren Ebenen zu erfüllen. So müssen Arbeitsschutz und -sicherheitsstandards etabliert sein sowie das Personal fair entlohnt und regelmäßig geschult werden. Außerdem muss der Forstbetrieb sicherstellen, dass auch die lokale Bevölkerung sozial und wirtschaftlich vom Betrieb profitiert. Auch müssen Rechte, Kulturstätten und Landnutzungen von z.B. indigenen Bevölkerungsgruppen im bewirtschafteten Waldgebiet aufrechterhalten werden.

Beim FSC® werden nicht nur Forstbetriebe jährlich überprüft. Unabhängige Prüfinstitute kontrollieren auch die Warenflüsse und Sozialstandards eines jeden Akteurs in der Lieferkette des FSC®-zertifizierten Holzes – also alle Händler und Hersteller vom Forstbetrieb bis zu den jeweils fertigen Endprodukten. Nur solche zertifizierte Unternehmen dürfen das FSC®-Logo für ihre Produkte verwenden.

Auch wenn der FSC® als eines der strengsten Waldwirtschaft-Prüfsiegel gilt, ist es bei vielen Umweltorganisationen wegen nicht ausreichender Kontrollen und der erlaubten Bewirtschaftung auch von Urwäldern umstritten. Unter www.fsc-watch.org finden Sie hierzu weitere Informationen. Auch die folgende ARD-Dokumentation "Die Ausbeutung der Urwälder" fasst die Probleme gut zusammen. Das Beste ist daher, auf Tropenhölzer ganz zu verzichten und nur auf zertifiziertes, heimisches Holz zurückzugreifen.

Die Ausbeutung der Urwälder - (youtube.de/user/ARD)

PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes)

Auch das PEFC-Siegel ist ein weltweit anerkanntes Gütezeichen und steht für Holz und Papier aus überwiegend nachhaltiger Forstwirtschaft. Es erfolgt eine umweltschonende Bewirtschaftung der Wälder mit dem Ziel des Aufbaus von zumindest naturnahen Baumbeständen und den Schutz der biologischen Vielfalt. So wird bei der Bewirtschaftung besonders Rücksicht genommen auf geschützte Biotope und Schutzgebiete sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Dafür müssen eine entsprechende Anzahl von forstwirtschaftlichem Fachpersonal eingesetzt, schriftliche Managementpläne dokumentiert und gesetzliche Arbeitsschutz und - sicherheitsmaßnahmen erfüllt werden. Das eingesetzte Personal muss fair entlohnt werden und Zugang zu regelmäßigen Schulungen haben. Zudem werden die Rechte von Menschen, die von den Wäldern leben oder von ihnen abhängen gesichert und besondere Standorte mit einem historischen, kulturellen oder religiösen Wert geschützt.

Als Standard, der von der Forst- und Holzindustrie entwickelt wurde, ist der PEFC im Vergleich mit dem FSC®-Standard wirtschaftlicher angelegt und in einigen Punkten deutlich weniger streng. So ist der Pestizideinsatz zwar streng geregelt, aber nicht wie beim FSC® komplett verboten. Weiter werden beim PEFC keine Stilllegungen von Waldflächen für die naturbelassene Waldentwicklung gefordert. Das Stehenlassen von Biotop- und Totholz ist nicht genau reglementiert, sondern in „angemessenem Umfang“ durchzuführen. Auch Kahlschläge sind unter bestimmten Umständen in streng geregelten Ausnahmen erlaubt. Bei der Zusammensetzung der Wälder werden lediglich „naturnahe“ Mischwälder angestrebt. Das Einbringen von nicht heimischen Holzarten ist also uneingeschränkt gestattet, sofern diese sich am Standort behaupten und ihn nicht negativ beeinflussen.

Auch bezüglich der Kontrollen ist der PEFC schwächer. Statt der jährlichen Prüfung aller Forstbetriebe wird jährlich nur eine Stichprobe von Forstbetrieben und Wäldern einer Region ausgesucht und geprüft. Unternehmen und Händler der weiteren Lieferkette bis zum finalen Endprodukt müssen sich allerdings, wie beim FSC auch, einer jährlichen Prüfung unterziehen.

Gerade von Umweltschutzorganisationen wie dem BUND, WWF, Greenpeace und NABU wird der PEFC wegen seiner schwachen und schwammigen Anforderungen als Mogelpackung kritisiert. Die Anforderungen seien nur kaum strenger als die gesetzlichen Vorgaben und auch die mangelnden Kontrollen durch nur stichprobenartige Überprüfungen seien zu lasch.

Naturland

Das Naturland-Label ist ein deutschlandweites Gütezeichen und ist vor allem als Bio-Siegel im Lebensmittelbereich bekannt. Es wird jedoch auch für Holz aus ökologischer Waldwirtschaft sowie Holzprodukte aus Naturland-zertifiziertem Holz vergeben und zertifiziert auch die Lieferkette nach strengen, ökologischen Regeln. Das Naturland-Siegel gilt als das strengste Gütesiegel für eine nachhaltige Waldwirtschaft.

In Naturland-zertifizierten Wäldern wird ein natürliches Wachstum des Waldes angestrebt und Pflanzungen, Aussaaten sowie Bodenbearbeitung nur in Ausnahmen erlaubt. Der Einsatz von Pestiziden ist untersagt. Ziel ist ein Wald mit standortheimischen Baumarten. Die Fällung von Bäumen ist genauso streng reglementiert wie das Anlegen des Wegenetzes und die Nutzung von Maschinen. Besonders schützenswerte Biotope werden über das gesetzliche Maß hinaus erhalten und geschützt. Weiter wird ein Biotop- und Totholzanteil von 10 % sowie die Stilllegung von mindestens 20 ha großen Flächen angestrebt, die naturbelassen und unbewirtschaftet bleiben sollen. Auch außergewöhnlich markante Baumindividuen, Baumdenkmäler und kulturhistorische Stätten müssen erhalten werden. Um die Einhaltung der Anforderungen zu gewährleisten, muss das Personal eine entsprechende forstliche Ausbildung oder vergleichbare Befähigung vorweisen.

Die Vor-Ort-Kontrolle der Forstbetriebe und Wälder findet ungefähr alle vier Jahre durch die unabhängige Naturland Anerkennungskommission statt. Der Betrieb muss jedoch jährlich einen Betriebsdatenbogen mit detaillierten Angaben zur Waldbewirtschaftung einreichen, der von der Anerkennungskommission ausgewertet und genehmigt werden muss. Darüber hinaus können jederzeit unangemeldete Kontrollen stattfinden.

Auch für Unternehmen der Lieferkette gelten besonders strenge Nachhaltigkeitsanforderungen. So müssen Bestandteile aus nicht forstlichem Material eine optimale Wiederverwertungsmöglichkeit aufweisen, um nach der Nutzung des Produkts ein effizientes Recycling zu gewährleisten. Die Verwendung von Kunststoffen ist nicht erlaubt. Kleber und Oberflächenbehandlungen sollen aus natürlichen Stoffen bestehen. Der Einsatz von Holzschutzmitteln sowie besonders schädlichen Klebstoffen und Chemikalien ist dabei ganz verboten. Selbst bei der Holztrocknung und Verpackung gelten strenge Regeln im Bereich Energieeffizienz, der Verwendung von erneuerbaren Energien und sparsame und umweltschonende Verpackungen.

Siegel für faire und sichere Arbeitsbedingungen

SA8000 (Social Accountability 8000)

Der SA 8000-Standard steht für sozial verantwortliche Unternehmen und die Einhaltung von Menschenrechten am Arbeitsplatz und hat sich diesbezüglich weltweit als eine der strengsten Zertifizierung etabliert. In neun Kriterien werden Unternehmen zu verschiedenen Themen sozialer Verantwortung und dem Vorhandensein eines effektiven Analyse-, Umsetzungs- und Auswertungssystems zur Einhaltung dieser geprüft. Hierzu gehören die Themen Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Arbeitsschutz und -sicherheit, Recht auf Versammlungsfreiheit und Tarifverhandlungen, Diskriminierung, Disziplinarische Maßnahmen, Arbeitszeit, Bezahlung und das genannte Managementsystem. Eine kontinuierliche Verbesserung der sozialen Standards im Unternehmen muss dabei angestrebt werden.

Eine erfolgte SA8000-Zertifizierung ist 3 Jahre gültig. Innerhalb dieses Zeitraums erfolgen jedoch jährlich bis zu zwei weitere angekündigte oder unangekündigte Vor-Ort-Kontrollen durch unabhängige Prüfinstitute.

Da sich die Zertifizierung nicht auf bestimmte Produkte bezieht, sondern allgemein die Prozesse und Maßnahmen einer Produktionsstätte als Ganzes umfasst, ist der SA8000-Standard auch nicht auf Produkten ausgewiesen. Man sollte beim Händler und Hersteller also direkt nachfragen, ob eine solche Zertifizierung der Hersteller vorhanden ist. Da die Zertifizierung jedoch sehr umfangreich und kostspielig ist, lassen sich meist nur große Produktionsstätten danach zertifizieren.

Der SA8000-Standard wurde 1997 von der Nichtregierungsorganisation Social Accountability International (SAI) gegründet und arbeitet mit verschiedenen Organisationen, Verbänden, Regierungsvertretern und Unternehmen zusammen.

BSCI (Business Social Compliance Initiative)

Die BSCI bietet ein weit verbreitetes Prüfsystem für sozial gerechte Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Es wird besonders von Händlern, Importeuren und verschiedenen Marken genutzt, um einen Nachweis über die Einhaltung von Sozialstandards in ihren Lieferketten zu haben.

In 13 Themenbereichen werden Produktionsunternehmen zu Themen sozialer Verantwortung und eines effektiven Managementsystems zur Einhaltung dieser geprüft. Neben den Themen, die auch bei dem SA8000 Standard geprüft werden, kommen beim BSCI-Standard noch Kriterien zum Schutz junger Arbeiter, prekäre Beschäftigung, Umweltschutz und ethisches Geschäftsverhalten hinzu. Der BSCI-Standard ist inhaltlich weniger umfangreich und streng als der SA8000, hat aber zum Ziel, die Produktionsstätten durch stetige Verbesserungen zu einer SA8000-Zertifizierung hinzuführen.

Die BSCI-Zertifizierungen finden je nach in der Prüfung erbrachter Leistung jährlich oder alle zwei Jahre durch unabhängige Prüfinstitute statt. Da die BSCI-Zertifizierung einzelne Produktionsstätten zertifiziert und sich nicht auf bestimmte Produkte bezieht, ist das BSCI- Label nicht auf Produkten zu finden. Hier hilft nur die Nachfrage beim entsprechenden Händler oder Hersteller darüber, wo ein Möbelstück gefertigt wurde und ob hier eine Zertifizierung der Produktionsstätte nach Sozialstandards vorliegt.

BSCI wurde 2003 von der gemeinnützigen Organisation Amfori (damals Business Foreign Trade Association, FTA) gegründet. Der Zertifizierungsstandard wurde mit Hilfe von Einzelhandelsunternehmen und verschiedenen Verbänden entwickelt, um ein Prüf- und Überwachungssystem für Sozialstandards auf Grundlage nationaler und internationaler Menschenrechtskonventionen und -kodices zu etablieren.

Relevante Siegel für nachhaltigere Textilien in Möbeln

GOTS (Global Organic Textile Standard)

GOTS gilt mit als das strengste Siegel für nachhaltig produzierte Textilien und Textilprodukte und ist vor allem im Bekleidungs- und Heimtextilbereich bekannt. Neben sehr strengen ökologischen Kriterien beinhaltet es auch Anforderungen zur sozialen Verantwortung und zum Umweltmanagement für alle Hersteller und Händler der textilen Lieferkette.

Besonders bei GOTS ist, dass sich das Siegel immer auf das gesamte Textilprodukt bezieht. Das heißt: Alle einzelnen Bestandteile eines GOTS-zertifizierten Endproduktes müssen die von GOTS vorgegebenen, strengen Standards erfüllen. Wichtig: Polstermöbel gelten zwar nicht als Textilprodukte und sind deshalb auch nicht nach GOTS zertifizierbar. Es gibt aber vereinzelt Hersteller, die mit der Verwendung von z.B. GOTS-zertifizierten Bezugsstoffen werben.

Ein Hauptkriterium ist, dass alle verwendeten Fasern der Textilien zu mindestens zu 70 % aus rein natürlichen Fasern bestehen und zudem noch nachweislich aus biologischem Anbau bzw. biologischer Tierhaltung stammen. Darüber hinaus gelten für alle in der Produktionskette eingesetzten Chemikalien, wie Färbemittel, Bleichmittel und sonstige chemische Zusätze, strenge umweltrelevante und toxikologische Kriterien und Grenzwerte. Viele Materialien und Chemikalien sind im Textilprodukt und bei der Produktion komplett ausgeschlossen. Auch die nicht-textilen Bestandteile sowie Accessoires wie Knöpfe, Reißverschlüsse oder Nähgarne unterliegen strikten Regelungen. Hinzu kommen diverse Mindestanforderungen zu Sozialstandards und zum Umweltmanagement sowie das Vorhandensein eines effektiven Managementsystems, um diese einzuhalten.

Die gegebenen Anforderungen gelten für jeden Akteur in der textilen Lieferkette. So werden von Garn-Spinnereien, Webereien über Färbereien, Nähereien bis hin zu Händlern und auch Herstellern von Zubehören wie Knöpfen alle Akteure einzeln geprüft und zertifiziert. Die Prüfungen finden jährlich von unabhängigen Kontrollinstituten statt.

STANDARD 100 by OEKO-TEX®

Der STANDARD 100 by OEKO-TEX® ist ein weltweit breit etabliertes Siegel für schadstoffgeprüfte Textilien und Textilprodukte. Der Fokus liegt also klar auf Qualität und Gesundheit bei Textilien. Darüber hinausgehende Kriterien zu Sozialstandards in Produktionsstätten oder Umweltaspekten im Herstellungsprozess oder zu eingesetzten Materialien gibt es jedoch nicht. Das STANDARD 100 by OEKO-TEX®-Siegel ist zwar besonders im Bekleidungs- und Heimtextilbereich bekannt. Einige Polstermöbelhersteller nutzen dieses jedoch auch für ihre Bezugsstoffe.

Ein mit dem STANDARD 100 by OEKO-TEX® gelabeltes Textilprodukt wurde mit all seinen einzelnen Bestandteilen auf Schadstoffe geprüft und ist somit humanökologisch unbedenklich. OEKO-TEX® hat hierfür einen langen Kriterienkatalog an zu testenden chemischen Substanzen erstellt und strenge Grenzwerte definiert. Diese sind oftmals weitaus strenger als die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte und beinhalten zum Teil auch Regelungen für nicht-reglementierte Substanzen, die für den Menschen potenziell schädlich sein könnten. Der Kriterienkatalog wird dabei mindestens einmal im Jahr um neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Gesetzesvorgaben aktualisiert.

Hersteller und Händler werden alle drei Jahre von unabhängigen Prüfinstituten vor Ort kontrolliert. Darüber hinaus müssen sie jährlich eine definierte Anzahl an Artikel-Stichproben zur chemischen Überprüfung an von OEKO-TEX® akzeptierte Prüflaboren einsenden. Um eine größtmögliche Kontrolle zu gewährleisten, lässt OEKO-TEX® zudem kontinuierlich STANDARD 100- zertifizierte Artikel im Handel einkaufen und die Einhaltung der Grenzwerte in Laboren kontrollieren.

Grüner Knopf

Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel und wurde erst 2019 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit initiiert. Es soll für eine ökologische und soziale Textilproduktion stehen. Auch die Kategorie „Möbelüberzüge“ ist enthalten.

Unternehmen, die ihre Produkte mit dem Grünen Knopf labeln möchten, müssen 26 ökologische und soziale Kriterien bei der Herstellung der Textilprodukte erfüllen. Darunter fallen Aspekte zu menschwürdigen Arbeitsverhältnissen, fairer Entlohnung, der Ausschluss besonders bedenkenswerter Chemikalien in der Produktion und die Kontrolle durch regelmäßige Abwassertests. Hinzu kommen weitere 20 Kriterien, die ein effektives Managementsystem zur Erfüllung der vorangegangenen Kriterien und die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens forcieren. So muss das Unternehmen beispielsweise regelmäßige Risikoanalysen, Lieferantenbewertungen, Schulungen und Berichterstattungen etablieren und nachweisen.

Bisher haben sich 27 Unternehmen erfolgreich prüfen lassen und dürfen das Siegel für ihre Produkte nutzen. Bis Ende 2021 befindet sich der Grüne Knopf noch in der Pilotphase, in der die definierten Abläufe, Anforderungen und Prozesse analysiert und der Standard angepasst und weiterentwickelt wird. Danach sollen die Anforderungen, die bisher nur für die Produktionsstufen der Nähereien sowie Färbereien und Bleichereien gelten, auf die gesamte textile Lieferkette bis hin zum Baumwollfeld ausgeweitet werden.

Kritiker bemängeln, dass die bisherigen Anforderungen an vielen Stellen nicht streng genug seien und glaubwürdige Kontrollen fehlen.

Fazit

Der Siegel-Dschungel setzt sich wie in vielen Bereichen auch bei Möbeln fort. Es gibt kein einheitliches Label, welches alle Nachhaltigkeitskriterien gleichwertig abdeckt. Allerdings kann es helfen, zumindest die gängigen Gütezeichen und Zertifizierungen und deren Inhalte zu kennen.

Am Ende entscheidet der Käufer selbst, welche Anforderungen und Siegel ihm besonders wichtig sind. Viele kleine Werkstätten lassen sich aus Kostengründen zum Teil gar nicht zertifizieren, legen bei ihren Produkten und Produktionsprozessen aber grundlegend ökologische und soziale Standards fest. Es lohnt sich hier also, genauer zu recherchieren und Hersteller und Händler gezielt und beharrlich auf Nachhaltigkeitskriterien anzusprechen.

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